Wisent-Wildnis, Bad Berleburg

An einem kalten, aber sonnigen Januartag hatte ich Gelegenheit zu einem ausgiebigen Besuch der Wisent-Wildnis am Rothaarsteig in Bad Berleburg (weitere Informationen hierzu finden sich hier). Nicht nur das Wetter war perfekt, ich hatte auch das Glück, auf die Wisentherde zu treffen und einige Aufnahmen zu machen.  

 

Wisente (auch: Europäischer Bison) waren einst als schwerste und größte Landsäugetierart in den Wäldern auf dem europäischen Kontinent weit verbreitet. Vor rd. 100 Jahren galt der Wisent als akut vom Aussterben bedroht. Schon viel früher, seit dem 16. Jahrhundert, war der Wisent in Deutschland nicht mehr frei laufend anzutreffen. Seit den 1920er Jahren setzte man sich in verschiedenen Ländern mit Zuchtprogrammen aktiv für den Erhalt dieser Wildrindart ein.

 

Wisente sind nach europäischem Recht (sog. FFH-Richtlinie) als besonders stark gefährdete, prioritäre Art eingestuft, für die entsprechende Schutzmaßnahmen zu treffen sind. Im Rahmen des Artenschutzprogramms hat das Bundesamt für Naturschutz 2005 das Projekt „Wisente im Rothaargebirge“ gefördert (Einzelheiten finden sich hier). Nach entsprechenden Planungen und Untersuchungen wurde eine achtköpfige Wisentherde nach einer vorhergegangenen Eingewöhnungszeit im April 2013 in die „Wildnis“ des Rothaargebirges entlassen. Eine zweite Herde wird inzwischen in einem räumlich begrenzten und ca. 20 Hektar großen naturbelassenen Bereich in der Wisent-Wildnis Rothaargebirge gehalten. Die Besucher dieser Anlage erhalten so einen Einblick in einen kleineren Teil des Artenschutzprojektes. Und mit etwas Glück kann man tatsächlich auf die Wisente treffen. 

  

Zu der ausgewilderten Wisentherde bedarf es noch eines Nachtrages: Ziel des Artenschutzprojektes war es, eine "halbwild lebende Wisentgruppe" in einem bestimmten Gebiet des Rothaargebirges zu etablieren. Die ausgewilderten Wisente leben nunmehr frei in den Wäldern, verlassen aber naturgemäß auch gelegentlich das für sie vorgesehene Projektgebiet. Daraus ergeben sich Probleme. Wisente sind Pflanzenfresser, die sich von der Krautschicht des Waldes (Sträucher, Kräuter), Blättern und jungen Trieben ernähren. Dazu kommt vor dem Winter auch die Rinde von Bäumen auf den Speiseplan. Vor allem an Buchen wird die Rinde von den Wisenten abgeschält.  Dies hat in der jüngeren Vergangenheit zu Unmut der Waldbauern und zu Klagen bis hin zum Bundesgerichtshof geführt (siehe hier). Die Klagen zielen darauf ab, dass durch geeignete Maßnahmen verhindert wird, dass die Herde das Projektgebiet verlässt. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen, es zeichnet sich aber eine Zwischenlösung ab. Um zu verhindern, dass die Herde fremde Waldgebiet aufsucht, soll der Bewegungsraum der Wisente in den nächsten Jahren durch verschiedene Maßnahmen auf ein rd. 1.500 Hektar großes Waldstück begrenzt werden. Nähere Informationen hierzu finden Sie hier