Tuchfabrik Müller, Euskirchen

In meinem Beitrag über das LVR-Industriemuseum Cromfort in Ratingen (siehe hier) hatte ich über eine Baumwollspinnerei im 18./19. Jahrhundert berichtet. Wie vor über 100 Jahren das so erstellte Garn in einer Weberei weiterverarbeitet wurde, lässt sich sehr anschaulich in dem LVR-Museum „Tuchfabrik Müller“ in Euskirchen erfahren. Die Besonderheit dieses Museums ist die ganzheitliche Erhaltung einer Fabrikanlage mit allen seinen Facetten, vom Maschinen- und Kesselhaus mit dem gesamten Inventar bis hin zum Kontor und dem Wohnhaus der Familie Müller.

 

Die anfängliche Papiermühle und spätere Wollspinnerei wurde 1894 von Ludwig Müller ersteigert. Er modernisierte den gesamten Maschinenpark (Textilmaschinen, Dampfmaschine, Transmissionsanlage) und lieferte seine Erzeugnisse bis zum Ende des Ersten Weltkrieges in ganz Deutschland aus. Nach dem Tod von Ludwig Müller übernahm 1929 sein Sohn Kurt den Betrieb. Er musste im Zweiten Weltkrieg den Betrieb vorübergehend schließen, danach konnte er aber nicht an den früheren Status des Unternehmens anknüpfen. Mangels ausreichender Aufträge musste er Jahr 1961 die Tuchfabrik schließen. Ludwig Müller selbst glaubte dennoch an die Zukunft des Unternehmens. Er bewahrte nicht nur den gesamten Betrieb im Zustand der Schließung, sondern pflegte die  Anlage in der Hoffnung auf eine Wiederaufnahme es Betriebs … bis zur Übernahme durch das Rheinische Industriemuseum im Jahr 1988. Nur deshalb kann sich das Museum heute exakt so präsentiert, wie die Tuchfabrik zum Zeitpunkt seiner Schließung aussah. Und das bis in kleinste Details. Selbst Gegenstände der früheren Belegschaft (Werkzeuge, Fahrräder, Zigaretten) oder handschriftliche Notizen des Besitzers zur Zusammensetzung von Färbelösungen, notiert auf einer Tür, sind heute noch vorhanden. Als wäre die Zeit stehen geblieben.

 

 

Zu weiteren Einzelheiten verweise ich insbesondere auf die LVR-Hompage. Auf dieser Seite steht  als download (über die Suchfunktion auffindbar ) auch eine anschauliche Darstellung zum Kontor der Tuchfabrik  zur Verfügung  (Angelika Limper: „Das Kontor der Tuchfabrik Müller“).